Wochengruß von Diakonin Anke Hiltermann-Behling

Nachricht 24. November 2018

Ich sitze an einem Krankenbett. Die Frau lächelt. Es strengt sie an. Sie hält meine Hand. Warm spüre ich sie an meinen klammen Fingern. Die Frau sammelt Kraft und sagt: „ Ich bin unterwegs nach Hause.“ Nach einer Weile: „Es ist ein guter Weg.“ Ihr Blick ist friedlich, nach innen gerichtet, fast ein wenig strahlend. Wir wissen beide, dass sie das Wochenende nicht mehr erleben wird. Nach einer Weile verabschiedet sie mich mit den Worten: „Auf Wiedersehen.“ Sie sagt es anders als bei den früheren Besuchen: Bewusster, sie schaut bereits über das Krankenzimmer hinaus. Angesteckt von diesem Frieden gehe ich. 

In dieser Begegnung ahne ich etwas von dem Spannungsbogen, in dem wir Christen leben: zwischen Vergänglichkeit und ewigem Zuhause. 

Der morgige Ewigkeitssonntag ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr und findet immer am Sonntag vor dem 1. Advent statt. Er ist ein besonderer Gedenktag für die Verstorbenen. 

Offiziell wurde er am 17.11.1816 durch König Friedrich Wilhelm III. von Preußen eingeführt. Mit ausschlaggebend war sicherlich seine eigene Trauer um seine verstorbene Gattin Luise, aber auch die vielen gefallenen Soldaten im Krieg gegen Napoleon. 

In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der Name „Totensonntag“ von den Evangelischen Kirchen umbenannt in „Ewigkeitssonntag“. 

Diese Bezeichnung ist sehr treffend für den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele, die Auferstehung und das ewige Leben. Die Veränderung des Namens soll deutlich machen, das wir als Christen nicht den Tod in den Mittelpunkt stellen, sondern gerade, dass der Tod im Lichte der von Gott in Jesus Christus zugesagten Ewigkeit erlebt werden darf. 

In vielen evangelischen Gottesdiensten werden am Ewigkeitssonntag die Angehörigen der Verstorbenen des letzten Jahres eingeladen. Um der Verstorbenen besonders zu gedenken, werden die Namen verlesen, Kerzen entzündet und ihrer besonders gedacht. Viele Menschen machen sich zu den Gräbern der Verstorbenen auf, schmücken sie liebevoll mit Blumen und Gestecken und lassen ihre Gedanken zu schönen und gemeinsamen Erlebnissen wandern. 

Von jemanden Abschied nehmen zu müssen, ist mit das Schwerste, das es gibt. In der Bibel werden Leid und Angst nicht bagatellisiert. Der Glaube an ein Leben nach dem Tod soll uns dabei helfen nicht zu verzweifeln und mit unserer Angst klar zu kommen. Es soll uns trösten, stärken und Hoffnung geben. 

Dietrich Bonhoeffer hat einmal geschrieben: „Je schöner und voller die Erinnerung desto schwerer ist die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich“.